Wallbox-Sharing | So kann man sich eine Wallbox teilen
Wer sich eine Ladestation mit dem Nachbarn, Mitbewohner oder einfach mit anderen Personen teilen möchte, hat mehrere Möglichkeiten. Der Vorteil einer „gemeinschaftlichen Wallbox“ auch “Wallbox-Sharing” liegt auf der Hand: geringere Anschaffungs- und Installationskosten und auch langfristig gesehen geringere Service- und Wartungskosten. Es ergibt also durchaus Sinn, sich eine Wallbox gemeinsam anzuschaffen und gemeinsam zu nutzen.
Wir stellen vier konkrete Möglichkeiten vor, wie die gemeinsame Nutzung einer Wallbox funktionieren kann und erklären, welche Wallboxen dafür in Frage kommen.
1. Ladevorgänge händisch aufzeichnen
Die erste Variante ist die kostengünstigste und bedarf keiner speziellen Wallbox. Dafür fällt etwas manueller Protokollierungsaufwand beim Laden an. Man schafft sich zusammen eine preiswerte Wallbox an und lässt diese an einem Ort montieren, der für alle Nutzer gut zugänglich ist. Die Kosten für Kauf und Installation werden nach Anzahl der Nutzer geteilt. Nun geht es aber natürlich auch bzw. vor allem um die Stromkosten, die beim Laden anfallen. Um diese gerecht aufzuteilen, ist es notwendig, die Ladevorgänge – in diesem Fall händisch – mitzuprotokollieren. Dies kann über unterschiedliche Methoden erfolgen:
Entweder über eine einfache Liste bzw. Tabelle, die ausgedruckt neben der Wallbox hängt und vom jeweiligen Nutzer am Ende des Ladevorgangs ausgefüllt werden muss. Eingetragen wird der Nutzername bzw. ein Kürzel, die Ladeleistung (kW), Datum und Uhrzeit jeweils bei Start und Ende des Ladevorgangs. So kann die Ladedauer und die verbrauchte Strommenge grob berechnet werden. Beträgt die Ladeleistung z. B. 11 kW und die Ladedauer 4 Stunden, so kann davon ausgegangen werden, dann grob 44 kWh ins Fahrzeug geladen werden. Wer möchte, kann auch noch die auftretenden Ladeverluste und Ladekurven der Fahrzeuge berücksichtigen. Am Ende des Monats wird das Protokoll ausgewertet und alle Beteiligten wissen relativ exakt, welche Energiemenge von welchem Nutzer zum Laden des jeweiligen Fahrzeugs verbraucht wurden.
Wer die Angaben zu den verbrauchten Strommengen genauer und weniger aufwändig aufzeichnen möchte, integriert zusätzlich einen Stromzähler. Im schriftlichen Ladeprotokoll wird dann einfach neben dem Kürzel der kWh-Wert zum Start- und Endzeitpunkt des Ladevorgangs vom Stromzähler abgelesen und notiert. Der Vorteil: höhere Genauigkeit, weniger Rechenarbeit und vor allem weniger Konfliktpotential beim monatlichen, quartalsweisen oder jährlichem Abrechnen.
Tipp: Selbstverständlich kann die manuelle Mitschrift der Ladevorgänge auch digital erfolgen, z. B. direkt am Smartphone / Handy über eine entsprechende App (z. B. Notizen-App, Tabellen-App, WhatsApp, Signal, Threema etc.). Werden die Ladevorgänge z. B. über eine Cloud-App oder in einer Chat-Gruppe erfasst, können die Aufzeichnungen bei Bedarf auch in Echtzeit von den anderen Nutzern eingesehen werden. So ist jeder Wallbox-Mitnutzer sofort im Bilde und man bleibt im Austausch.
2. Ladevorgänge automatisch aufzeichnen lassen
Komfortabler und schneller geht es mit einer Wallbox, die jeden Ladevorgang aufzeichnet und einem Benutzer zuordnen kann. In diesem Fall ist es notwendig, dass sich jeder Nutzer vor dem Ladevorgang an der Wallbox authentifiziert. Dies kann z. B. an einer RFID-Wallbox erfolgen. Der Nutzer hält seine RFID-Karte an die Wallbox und der Ladevorgang startet. Ist die Wallbox nun auch mit einem integrierten Zähler ausgestattet, so kann für jede RFID-Karte eine Auswertung der Ladevorgänge erstellt werden. Was also benötigt wird, ist eine RFID-Wallbox mit integriertem Stromzähler. Über eine Handy-App oder ein Webportal können die einzelnen Ladevorgänge eingesehen und getrennt ausgewertet werden. So weiß man genau, wann von welcher Person welche Strommenge ins E-Auto geladen wurde. Einige Wallboxen ermöglichen auch einen Export der Ladeprotokolle, z. B. als Excel-Datei, CSV-Datei, PDF oder XML-Datei. Einige wenige Wallboxen verfügen auch über die Funktion, die Auswertungen automatisch in einem vorgegebenen Intervall zu verschicken. So kann z. B. jeder Nutzer am Ende des Monats automatisch einen Bericht mit den geladenen kWh erhalten. Ob die Wallbox nur mit einem normalen, nicht-geeichten Zähler, einem MID-zertifiziertem Zähler oder einem eichrechtskonformen Zähler ausgestattet ist, kann gemeinschaftlich entschieden werden. Der Unterschied äußerst sich in der Exaktheit der Messung und im Preis.
3. Doppelladestation
Eine Doppelladestation ist vor allem dann sinnvoll, wenn Fahrzeuge an ein und derselben Ladestelle gleichzeitig geladen werden sollen. Dies ist auch der große Vorteil dieser Variante. Während bei den beiden vorigen Optionen immer nur ein Fahrzeug laden kann, kann es hier zu keinem zeitlichen Konflikt kommen, wenn (unvorhergesehener Weise) einmal zwei Nutzer zur gleichen Zeit laden möchten. Ladestationen mit zwei Anschlüssen sind in der Regel in der Anschaffung etwas teurer als Einzelladestationen, allerdings fallen die Installations-, Montage-, Wartungs- und Servicekosten im Vergleich zur Anschaffung von zwei einzelnen Wallboxen immer noch deutlich geringer aus. Die meisten Zweifach-Wallboxen verfügen außerdem über ein sogenanntes „internes Lastmanagement“. Das bedeutet, dass die Gesamtleistung der Wallbox für beide Fahrzeuge begrenzt werden kann, um den Hausanschluss nicht zu überlasten. Wird z. B. die maximale Leistung der Doppelwallbox auf 12 kW begrenzt, so wird der Strom zwischen den beiden Fahrzeugen so verteilt (z. B. gleichmäßig 50:50), dass die 12 kW nie überschritten werden. Einige Doppel-Wallboxen erlauben auch die Priorisierung von Fahrzeugen. So kann z. B. festgelegt werden, dass Fahrzeug 1 mit 80 % der zur Verfügung stehenden Ladeleistung geladen wird und Fahrzeug 2 mit 20 %. Ein weiterer Vorteil: Bei einer Doppel-Wallbox mit zwei getrennten Ladesteckdosen kann jeder Wallboxnutzer sein eigenes Kabel anschließen. So kann es keine Probleme geben, wenn einer der Nutzer gerne ein längeres oder ein spiralisiertes Ladekabel verwenden möchte. Hier finden Sie eine Auswahl an Doppelladestationen, die sich zum gemeinschaftlichen Laden eignen.
4. Mobile Wallbox
Diese Option ist dann interessant, wenn der Platz am Ladeort nur für ein Fahrzeug ausreicht oder wenn die Beteiligten Ihre Fahrzeuge in der eigenen Garage oder im eigenen Carport laden möchten. Eine mobile Wallbox wird einfach an eine vorhandene rote Starkstrom-Steckdose angeschlossen. Auch hier sind Ladeleistungen mit bis zu 22 kW möglich, aber wie bei Wallboxen muss auch hier von einem qualifizierten Fachbetrieb bzw. Elektriker im Rahmen eines Installations-Checks überprüft werden, ob die Hauselektrik dafür geeignet ist oder evtl. angepasst werden muss. Eine tragbare Ladestation lässt sich jederzeit wieder abstecken und an einer anderen Kraftstromsteckdose wieder anschließen. Ist das Auto des Nachbars geladen, gibt dieser Bescheid und stellt die mobile Wallbox anderen zur Verfügung. Die Abrechnung erfolgt entweder über händische Aufzeichnungen der Ladevorgänge (siehe Option 1) oder über eine mobile Wallbox mit RFID. Diese Variante ist zwar etwas umständlicher, aber durchaus eine Option, wenn selten geladen wird, z. B. wenn ohnehin hauptsächlich extern geladen wird (etwa im Unternehmen) oder wenn das Fahrzeug über eine Batterie mit hoher Kapazität verfügt und nur kurze Strecken gefahren werden. Der Vorteil: Wegfall der Installationskosten, das Ladegerät kann jederzeit ausgetauscht und auch auf Reisen mitgenommen werden und jeder Nutzer lädt in seiner eigenen vertrauten Umgebung.
Fazit
Für Wallbox-Sharing gibt es viele Gründe und mindestens ebenso viele Umsetzungsmöglichkeiten. Oben haben wir vier häufige Varianten vorgestellt und sind genau darauf eingegangen, wie sie funktionieren und worauf geachtet werden muss und welche Wallboxen sich zum gemeinsamen Laden am besten eignen. Die Variante mit der händischen Protokollierung ist etwas aufwändiger aber auch günstiger, da lediglich eine normale Standard-Wallbox benötigt wird. Die Variante mit einer Wallbox mit RFID und Zähler ist eine der komfortabelsten und dennoch preiswert. Eine Doppelladestation stellt die Luxusvariante dar. Wer besonders flexibel bleiben möchte greift zu einer mobilen Wallbox mit RFID. Egal, für welche Variante man sich entscheidet, wichtig ist auf jeden Fall, dass der Installationscheck und die eigentliche Installation von einem geeigneten Installationsbetrieb durchgeführt werden. Nur so kann sichergestellt, dass das Laden reibungslos funktioniert, der Hausanschluss nicht überlastet wird und alle Sicherheitsvorschriften und Normen eingehalten werden.